Astigmatismus: „Alles unscharf – wenn man einen Knick in der Optik hat…“

Das, was so gefährlich klingt, hat fast jeder! Da unsere Hornhaut von Natur aus nicht perfekt rund geformt ist, haben nahezu alle Menschen zumindest einen leichten Astigmatismus.

Astigmatismus heisst wörtlich übersetzt "Punktlosigkeit". Bei den Menschen, bei denen diese häufige Form der Fehlsichtigkeit vorliegt, ist die Hornhaut des Auges verformt. Sie haben eine Hornhautverkrümmung. Seltener ist eine astigmatische Verkrümmung der Augenlinse Ursache für den Astigmatismus. Das Ergebnis ist gleich: die abweichende Krümmung führt dazu, dass horizontal einfallende Lichtstrahlenbündel anders als vertikal einfallende Lichtstrahlenbündel gebrochen werden. So werden die Lichtstrahlen nicht in einem Brennpunkt vereinigt. Stattdessen entstehen zwei Brennlinien, die auch aussehen wie Stäbchen. Deswegen nennt man Astigmatismus auch Stabsichtigkeit.

Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) ohne torisches Brillenglas

Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) mit torischem Brillenglas

Eine leichte Form der Hornhautverkrümmung bemerkt man oft nicht einmal. Erst bei einer stärkeren Form des Astigmatismus sieht man alles – in der Nähe und in der Ferne – unscharf und verschwommen. Bei diesen Symptomen sollte man einen Augenarzt oder Augenoptiker aufsuchen.

Die Stabsichtigkeit ist – wie Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeiteine Abweichung im Aufbau des Auges, die zu einer Fehlsichtigkeit führt. Sehr oft sind Brillenträger – also Menschen, die kurz-, weit- oder alterssichtig sind – auch stabsichtig. Anders gesagt: Nicht nur die Brechkraft der Linse und die Länge des Augapfels sind "schuld", wenn wir schlecht sehen; auch die Form und Krümmung der Hornhaut trägt dazu bei.

Übrigens:

Wussten Sie, dass es schon seit über 170 Jahren Brillengläser gibt, die Stabsichtigkeit korrigieren? Sie wurden 1841 in Philadelphia erfunden.

Eine Hornhautverkrümmung ist meistens angeboren. Einen normalen Astigmatismus (Astigmatismus regularis) stellt der Augenarzt oder Augenoptiker während einer normalen Sehstärkenbestimmung (Sehtest) fest. Während der objektiven Augenglasbestimmung liefert der Autorefraktometer erste Werte. Im Rahmen der subjektiven Augenglasbestimmung überprüft der Augenoptiker die Dioptriewerte mit einer Messbrille oder einem Phoropter und bestimmt die exakte Achslage der Hornhautverkrümmung.

Ob beim Augenarzt oder Augenoptiker, das Ergebnis findet man später in Form von für Laien seltsam anmutenden Hieroglyphen auf dem Rezept beziehungsweise auf dem Brillenpass wieder. Da steht dann zum Beispiel: "cyl -1,0 A 85°". Das bedeutet: Zylinderkorrektur von einer Dioptrie in einer Achslage von 85 Grad.

In der Regel korrigiert man Astigmatismus mit torischen Brillengläsern. Das sind Brillengläser, die in einer Achslage (dem sog. Hauptschnitt) eine Wirkung haben (z.B. Kurzsichtigkeit korrigieren), und im zweiten Hauptschnitt eine andere (zum Ausgleich der Hornhautverkrümmung). Astigmatismus lässt sich auch mit torischen Kontaktlinsen korrigieren.

In selteneren Fällen können unfallbedingte Narben oder Krankheiten zu Verformungen der Hornhaut führen. Dann spricht man von einem irregulären Astigmatismus (Astigmatimus irregularis).

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